Vater
Die Mutter ist die erste Frau und der
Vater der erste Mann im Leben eines Mädchens sowie eines Jungen. Ziel
der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist eine gute Bindung
herzustellen. Eine gute Bindung gibt dem Kind Sicherheit für die eigene
Entwicklung. Damit eine gute Bindung des Kindes zu den Eltern entstehen
kann, ist es wichtig, dass zwischen den Eltern eine gute, liebevolle und
respektvolle Beziehung besteht.
Prof. Matthias Franz schreibt in seinem
Buch: „Wenn der Vater fehlt“:(Zusammenfassung von mir, da der Originaltext
teilweise schwer zu lesen ist)
Heute
lassen sich aus entwicklungspsychologischer Sicht mindestens drei
Entwicklungsschritte beschreiben, bei denen die Präsenz eines
fürsorglichen und empathischen Vaters für die Entwicklung des Kindes von
großer Bedeutung ist.
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Direkt nach der
Geburt und im ersten Lebensjahr kann der Vater die Mutter dabei
unterstützen, dem Säugling eine sichere Bindung und ein stabiles
Urvertrauen zu vermitteln, indem er die Mutter
»bemuttert«. Dies
gelingt ihm dann besonders gut, wenn er sich mit den zwischen Mutter und
Säugling aufbauenden Kontakt identifizieren kann, ohne sich
ausgeschlossen zu fühlen. Wenn der Vater sich jedoch abgewiesen fühlt,
da die Mutter sich sehr auf das Baby konzentriert und er das Baby
vielleicht sogar als Rivalen sieht, dann kann die Mutter auch kein
entspanntes Verhältnis zum Kind aufbauen. Darüber hinaus wird der Vater
schon sehr früh und bereits vom Säugling als von der Mutter unabhängige
und besondere Person wahrgenommen, auf die sich auch die Achtmonatsangst
(Fremdeln) nicht erstreckt. Väter entwickeln einen
unterschiedlichen Kontakt zum Kind. Während der Mutter mehr körperliche
Nähe und feinfühlige Zentrierung auf Gefühle wichtig sind, fördert der
Vater mehr motorisch-impulsive und stimulative Aspekte. Der Vater
unterscheidet auch im Spielverhalten mehr zwischen Sohn und Tochter.
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Durch die Reifung des
Kindes ergibt sich für das Kind einerseits ein Entfernen von der Mutter
und andererseits auch die Angst von ihr getrennt zu sein. Der Vater kann
hier eine tragfähige Beziehungsalternative vermitteln. Das Kind kann
dadurch seine Selbständigkeit weiter in die Umwelt hinein entwickeln.
Der Vater kann dem Kind
gewissermaßen demonstrieren, dass es möglich ist die Mutter sowohl zu
lieben, das heißt abhängig von ihr zu sein, als auch sich angstfrei von
ihr zu trennen, also auch unabhängig von ihr zu sein.
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Der Vater kann im
Alter des Kindes zwischen drei und sechs Jahren die Entwicklung der
eigenen Geschlechtsidentität nachhaltig fördern.
Bei der Bewältigung
dieses Reifungsschrittes ist der Vater als emotional präsente männliche
Identifikationsfigur und als Liebespartner der Mutter für die
Entwicklung einer stabilen selbstbewussten sexuellen Identität des
Kindes von prägender Bedeutung.
Aber auch für die Entwicklung und
Festigung der sexuellen Identität des Mädchens ist in dieser – von
Sigmund Freud als ödipale Phase bezeichneten – Entwicklungsstufe der
spielerischen Erprobung weiblicher Kompetenzen die Begleitung und
Wertschätzung durch den Vater sehr wichtig.
Hellinger äußert
sich u.a. zum Thema Vater, dass ein Junge seine Männlichkeit vom Vater
bekommt und dass die Anerkennung des Vaters für die Kinder (Junge und
Mädchen) sehr wichtig ist. Die Anerkennung, die die Mutter den Kindern
gibt hat nicht den Stellenwert wie die des Vaters. (Die Mutter gibt die
Aufmerksamkeit, was genauso wichtig ist). Fehlt die Anerkennung des
Vaters, dann kann es sein, dass jemand ewig auf der Suche nach dieser
Anerkennung ist. Er/sie sucht und bekommt sie oft im Berufsleben, aber
merkt nicht, dass es ausreicht. Oft ist ein Streben nach immer mehr im
Vordergrund.
Wenn die Mutter ein positives Bild
gegenüber dem Vater des Kindes hat, dann bekommt das Kind indirekt auch
eine positive Vaterbeziehung. Dies ist dann besonders wichtig, wenn der
Vater oft nicht anwesend ist bzw. wenn der Vater gar nicht in der
Familie lebt. Oder auch wenn der Vater verstorben ist. Hellinger erzählt
eine Geschichte, wo eine Frau auf ihn zukam die meinte dass ihr Mann
eine Therapie benötige, da er seinen Vater sehr früh im Krieg verloren
hat. Hellinger schaute ihn an und sagte zu ihm: „Du hast doch gar keine
Probleme“. Ja sagte der Mann, meine Mutter hat mir immer sehr viel von
meinem Vater erzählt. Ich habe ein sehr positives Bild von ihm. Er ist
in mir präsent.
Andererseits wäre eine Überhöhung des
Vaters als Held eine Belastung für das Kind. Das Kind würde merken, dass
es nie ausreichen würde wie es ist und fühlt sich dadurch eher
minderwertig.
Nun gibt es ja oft Väter, die nicht
gerade als Vorbild dienen. Aber es ist zu bedenken, dass ein Kind seinen
Vater ganz anders sieht als die Mutter ihn als Partner. Ein Mann kann
als Partner ein Versager sein, aber ein Kind kann in ihm vielleicht
etwas sehr Liebevolles
entdecken.