Vermeidende
Bindung
Diane Pool Heller beschreibt in ihrem Buch „Tief verbunden“ über die
verschiedenen Bindungstypen. Diesmal geht es um die „vermeidende
Bindung“. Wir sind nie zu 100% einem Bindungstyp zuzuordnen, sondern ein
Teil von uns fühlt und verhält sich so wie die beschriebenen
Bindungstypen.
Die vermeidende Bindung entsteht dadurch, dass Eltern nicht in
der Lage sind, eine stabile Beziehung zum Kind herzustellen. Das beginnt
meistens schon nach der Geburt, wo vielleicht die Mutter in eine
Depression kommt und den liebevollen Körperkontakt zum Kind nicht
herstellen kann.
Das Kind passt sich dieser Situation an und entwickelt eine
Anpassungsleistung, um überleben zu können. An der Entwicklung der
vermeidenden Bindung sind Faktoren beteiligt, die bis ins
Erwachsenenalter wirken:
· Vereinsamung: Der persönliche Kontakt von
Eltern zu Kind reicht nicht aus.
· Mangel an Präsenz: Die Eltern sind zwar
da, aber psychisch und emotional abwesend.
· Aufgabenbasierte Präsenz: Die Eltern sind
nur für das Kind da, damit das Kind etwas lernt, Aufgaben erfüllt.
· Fehlende Berührung: Der mitfühlende und
liebevolle Körperkontakt fehlt.
· Emotionale Vernachlässigung: Die Eltern
stehen für die emotionalen Bedürfnisse des Kindes nicht oder zu wenig
zur Verfügung.
· Unstimmiger Gesichtsausdruck: Wenn Eltern
eine nicht authentische Mimik gegenüber dem Kind vermitteln. Sie sind
wütend und lächeln. Das sind Doppelbotschaften, die das Kind sehr stark
irritieren.
· Zurückweisung: Erfahren Kinder in
regelmäßiger Wiederholung Ablehnung, verunsichert das ihr
Bindungsbestreben.
Was auch immer wir in der Kindheit erfahren, wir passen uns den
Bezugspersonen an, um die Bindungsbeziehung aufrecht zu erhalten. Wir
prägen uns das Beziehungsmuster ein und merken dann oft, dass wir in der
erwachsenen Beziehung bzw. Partnerschaft ähnliches erleben.
In der Erwachsenenwelt zeichnen sich Menschen, die eine
„vermeidende Bindung“ erlebt haben so aus, dass sie oft unbeteiligt
sind, in der eigenen Welt versunken sind, gefühllos, kalt und reserviert
sind. Der einsame Wolf und das Arbeitstier. Oft erbringen diese Menschen
Höchstleistungen im beruflichen Bereich. Mir fällt dazu Steven Jobbs
ein, der Apple Gründer. So wie er sich mir darstellt, war er ein
genialer Kopf, der ziemlich kalt und gefühllos seine Ziele verfolgte.
Ein einsamer Wolf, der vermutlich kaum wirkliche Freunde hatte.
Oft ist es so, dass Erwachsene mit vermeidender Bindung die
Sehnsucht nach einer Beziehung haben, wissen aber oft nicht, worauf es
dabei ankommt. Sie haben gelernt, dass Hilfe von den Eltern für ihre
eigenen Bedürfnisse nur sehr wenig angekommen ist. Sie sind sehr auf
sich selbst gestellt und haben auch kaum das Bedürfnis als Erwachsene
Hilfe anzunehmen.
Einige Übungen um neue positive Erfahrungen bezüglich Beziehung
und Kontakt zu erleben:
· gemeinsam mit einer anderen Person etwas erleben und sich
dabei austauschen
· Augenkontakt mit einem Gegenüber halten
· sich umarmen bei der Begrüßung
· um Hilfe bitten, auch wenn es schwer fällt
· den Kontakt mit sich selbst erfahren z.B. durch
Achtsamkeit
· sich seiner eigenen persönlichen Bedürfnisse bewusst
machen
· Erinnerungen mit Emotionen füllen
· nonverbale Kommunikation fördern, wie z.B. Gestik und
Mimik gebrauchen.
· ...
Diane Pool Heller beschreibt in einer Analogie, die
Möglichkeiten, die ein Mensch mit vermeidender Bindung hat: Es gibt eine
Wüste, wo es nur alle 7 Jahre regnet. Alles ist vertrocknet, es scheint
kein Leben mehr zu geben. Kommt jedoch nach sieben Jahren der Regen,
dann fängt es an zu sprießen und Blumen und Büsche schlagen aus. Aus der
leblosen Wüste wird eine grüne Oase, ein
Paradies.